Eine Trennung kann sich anfühlen, als hätte man nicht nur den Partner verlassen, sondern auch sich selbst enttäuscht. Ihnen kursiere womöglich Gedanken im Kopf wie:
- „Ich hätte mich mehr bemühen müssen.“
- „Ich habe alles kaputt gemacht.“
- „Ich hätte es aushalten müssen – um der Kinder willen.“
Laut einer Langzeitstudie der Universität Zürich (2022) gaben 62 % der Geschiedenen an, länger in der Beziehung geblieben zu sein, als sie wollten – aus Pflichtgefühl oder Schuld. Die Schuldgefühle hören oft auch nach Trennung und Scheidung nicht auf, auch wenn sie eher moralischer als juristischer Natur sind.
FÜR BEIDE SORTEN SCHULDGEFÜHLE GILT:
Dass jemand oder gar nur ein Partner von beiden „schuld“ an einer Scheidung wäre, ist großer Unsinn – und oft das Ergebnis von medial vermittelten Idealzuständen, überhöhten Erwartungen und dem, was einem andere einreden. Tatsächlich sind diese Selbstvorwürfe in den meisten Fällen weder gerechtfertigt noch hilfreich.
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Welche drei Botschaften nehmen Sie von hier mit?
- Kein Mensch ist alleinschuldig an seiner Scheidung – überlegen Sie: Was hätte auch Ihr Partner anders machen oder unterlassen können?
- Fehltritte in der Ehe sind häufig nur die Folge einer Krise, aber nicht deren Ursache.
- Umgeben Sie sich jetzt mit Ihnen zugewandten Menschen. Dass Sie sich kritisch hinterfragen, zeigt Ihre Selbstreflexion. Aber lassen Sie sich von Freunden davor bewahren, sich ein Leben lang Vorwürfe zu machen.
Wie werden Sie die Schuldgefühle wegen Ihrer Scheidung wieder los?
Moralische Schuldgefühle verschwinden zwar nicht von heute auf morgen. Doch es gibt Wege, wie Sie Schritt für Schritt lernen können, milder mit sich selbst umzugehen und die Verantwortung realistisch einzuordnen.
1. Prüfen Sie die Fakten – was lag in Ihrer Hand?
Fragen Sie sich:
- „Was lag wirklich in meiner Hand?“
- „Welche Entscheidungen hat auch mein Partner getroffen?“
Oft zeigt sich: Eine Trennung ist das Ergebnis vieler gemeinsamer Entwicklungen – nicht allein Ihre Entscheidung oder Ihr „Versagen“.
**Beispiel: **Sie haben die Trennung ausgesprochen, aber schon Jahre zuvor gab es wiederholte Konflikte, in denen Ihr Partner keine Lösungsvorschläge angenommen hat.
2. Erkennen Sie, was Sie jetzt brauchen
Sich zu trennen, weil man sich nicht mehr wohlfühlt oder die Beziehung einem schadet, ist kein Egoismus.
Es ist ein Zeichen von Selbstfürsorge. Wer dauerhaft gegen seine eigenen Bedürfnisse lebt, verliert auf Dauer Lebensqualität – und kann auch anderen weniger geben.
**Beispiel: **Sie spüren seit Jahren, dass Sie in der Ehe vereinsamen. Nach der Trennung blühen Sie sozial wieder auf und merken, wie sehr Ihnen diese Lebendigkeit gefehlt hat.
3. Suchen Sie Gespräche mit Ihren Supportern
Sprechen Sie mit Menschen, die Ihnen wohlgesinnt sind, aber neutral bleiben können – Freunde, Berater, Therapeuten.
Solche Gespräche helfen, eine Außenperspektive einzunehmen und die eigenen Schuldgefühle zu relativieren.
Beispiel: Ein guter Freund erinnert Sie daran, dass er schon vor Jahren gesehen hat, wie sehr Sie gelitten haben – und dass die Trennung nicht aus einer Laune heraus geschah.
4. Haben Sie realistische Erwartungen
Nicht jede Beziehung lässt sich retten.
Manche Probleme – etwa unvereinbare Lebensziele, Gewalt oder wiederholtes Fremdgehen – sind so gravierend, dass ein Neuanfang die gesündeste Lösung ist.
Sich das einzugestehen, ist ein Schritt zu innerem Frieden.
Beispiel: Ihr Partner wollte unbedingt ins Ausland ziehen, Sie nicht – dieser Konflikt kam immer wieder auf und war nie lösbar. Die Trennung war die realistische Konsequenz.
5. Versetzen Sie sich in jemanden in Ihrer Situation, den Sie trösten werden
Sprechen Sie innerlich mit sich selbst so, wie Sie mit einem guten Freund sprechen würden, der in derselben Situation ist.
Sie würden ihm Verständnis, Trost und Ermutigung geben – geben Sie sich selbst dasselbe.
Beispiel: Stellen Sie sich vor, Ihre beste Freundin würde Ihnen sagen: „Ich habe mich getrennt und fühle mich schuldig.“ – Sie würden ihr antworten: „Du hast das getan, was für dich richtig war.“ Genau diesen Satz dürfen Sie auch zu sich selbst sagen.
Juristisch gibt es keine „Schuld“ an der Scheidung
Auch wenn sich moralische Schuld real anfühlt, ist sie rechtlich irrelevant. Seit der Reform 1977 gilt in Deutschland das Zerrüttungsprinzip (§ 1565 BGB):
- Entscheidend ist, ob die Ehe gescheitert ist, nicht warum oder wer schuld ist.
- Die Schuldfrage spielt nur in extremen Ausnahmefällen eine Rolle, z. B. bei schwerer Gewalt.
Beispiel:
Ein Urteil, das Sie endgültig beruhigen wird
BGH, Az. XII ZR 45/00 – selbst ein Ehebruch führt nicht automatisch zu Nachteilen beim Unterhalt oder der Vermögensaufteilung. Das Gericht stellte klar: „Das Scheidungsrecht kennt keine schuldabhängige Auflösung der Ehe. Moralische Wertungen sind hierfür ohne Bedeutung.“
Bedeutet: Moralische Schuldgefühle haben keinen juristischen Unterbau. Das Gesetz macht keinen Schuldvergleich.
Vergleich: Moralische Schuld im Reality-Check
Moralische Schuldgefühle entstehen oft aus einem inneren Dialog, in dem wir uns selbst strenger beurteilen, als es das Gesetz je tun würde.
Sehen Sie hier einige typische Selbstvorwürfe, und was sie vor allem juristisch eigentlich bedeuten – nichts!
Was Sie sich moralisch vorwerfen | Juristische Folge (Spoiler: keine) |
„Ich habe die Beziehung beendet, also bin ich schuld.“ | Keine rechtlichen Nachteile bei einseitiger Trennung. |
„Ich hatte eine Affäre – jetzt verliere ich alles.“ | Affären haben in der Regel keinen Einfluss auf Unterhalt oder Zugewinn. |
„Ich hätte mehr kämpfen müssen.“ | Keine rechtliche Pflicht, die Ehe „zu retten“. |
„Ich bin finanziell abhängig, das ist meine Strafe.“ | Unterhaltsansprüche bestehen unabhängig von moralischer Schuld. |
Häufig gestellte Fragen zur moralischen Schuld eines Partners bei der Scheidung
Alles in allem – keine Angst vor Schuldgefühlen wegen Trennung und Scheidung
Moralische Schuldgefühle sind bei einer Trennung normal – aber sie bedeuten nicht, dass Sie versagt haben. Es wäre wahrscheinlich auch recht merkwürdig, wenn Sie gar nichts fühlen würden. Dass Sie sich diese Gedanken machen, zeigt eine ganz simple Sache auf: Dass Sie ein ganz normaler Mensch sind - mit all Ihren Gefühlen, Gedanken und Ihrer persönlichen Geschichte.
Sich zu trennen kann eine mutige Entscheidung sein, um wieder ehrlich zu leben. Schuld loszulassen heißt nicht, Verantwortung zu verweigern. Es heißt - sich nicht lebenslang selbst zu verurteilen.
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Verwendete Quellen:
- Universität Zürich – Originalstudie zu Trennungs- und Scheidungsverläufen (Soziologie/Beziehungsforschung).
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 1565 – Zerrüttungsprinzip im Scheidungsrecht.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Psychologische Aspekte von Partnerschaftskonflikten und Trennungen.
- ElitePartner Magazin: „Schuldgefühle nach einer Trennung“, abgerufen am 13. August 2025
- Psychologie Aktuell: „Scheidungskindern Schuldgefühle nehmen und Selbstbewusstsein stärken“, abgerufen am 13. August 2025